Tiefenellern

Aus der Geschichte des Ortes Tiefenellern

Von Heinrich Zwosta aus der Festschrift zum 95-jährigen Bestehen der Feuerwehr im Jahre 1979

An der kürzesten Straßenverbindung zwischen Bamberg und Hollfeld, etwa 15 km ostwärts von Bamberg, liegt Tiefenellern. Der Ellerbach gibt dem Tal seinen Namen, das im Osten vom Stammberg, im Süden von Hahn und Stockenberg flankiert wird. Im Westen öffnet sich das Tal gegen Bamberg, im Osten schieben sich die Ausläufer des Fränkischen Juras fast bis an den Ortsrand vor. Vier Schluchten unterbrechen hier das Bergmassiv: die südliche führt auf einem romantischen Weg, am Ellerbach entlang, nach Herzogenreuth; zwischen den beiden mittleren Schluchten springt der Schlossberg wie eine Bastion vor, durch die nördliche Schlucht zwängt sich die "Alte Landstraße" zur Jurahöhe. Im Osten erheben sich auch die Wahrzeichen des Ortes, die eigenartigen Felsbildungen der Altensteine - im Volksmund wandelte sich ihr Name in Eulensteine. An ihrem Fuße führt der "Alte Steinweg" zum Juraplateau empor. Er war wohl die älteste Straßenverbindung zwischen Tal und Hochfläche. Heute erreicht man die Höhe auf einer Ende der 1920er Jahre erbauten Serpentinenstraße.

Der Name "Ellern" könnte sich auf zweifache Art und Weise erklären lassen. Einmal bedeuten "Ellern" unfruchtbare, öde Grundstücke, Ödungen oder Wüstungen, im Volksmunde heute "Ächerten" genannt. Da aber an der Straße nach Laibarös, einige hundert Meter nach der Abzweigung nach Herzogenreuth, im Flurteil "die Gärten", die Wüstung Hohenellern liegt - ein schon vor Jahrhunderten aufgelassenes Dorf mit 10 Höfen und etwa 100 Tagwerk Grund und Boden, davon sicher viel Ödland, könnte dies die Namensgebung beeinflusst haben. Zum Anderen wäre die Ableitung von "alira" Erlen möglich, die ja gerne an Bächen gedeihen.

In alten Urkunden taucht im Jahre 1137 ein Ort namens Elren auf. Es könnte sich natürlich auch um Burgellern handeln. Tiefen- und Hohenellern werden erstmals 1308 erwähnt, wo Friedrich von Truhendingen die beiden Orte, zusammen mit anderen Besitzungen, an das Bistum Bamberg abtritt. Auch in einem Vertrag aus dem Jahre 1382 werden "Hohenelren" und "Dyffenelren" erwähnt.
Aus der Zeit zwischen 1523 und 1611 sind im Staatsarchiv in Bamberg noch vier Urkunden erhalten. In der ersten, vom 14. März 1523, verspricht Hans Sack zu Dieffeneldern an Bischof Weygand die vier Gulden jährlichen Zins innerhalb von fünf Jahren wieder abzulösen.
Die zweite Urkunde vom 1. Mai 1524 erwähnt einen Hans Keßmann zu Tyeffenellern, der dem Bischof Weygand zusichert, "die fünf Gulden jährlichen Zins, so vom Kloster St. Claren zu Bamberg auf einem Hof, der Oberhof genannt, zu Tyeffeneldern im Dorf verkauft hat, binnen fünf Jahren wieder abzulösen." Die dritte Urkunde vom 23. Februar 1555 ist eine schriftliche Verpflichtung "des Paulus Neidecker, Probst des St. Gangolfstiftes bei Bamberg, über zwei ihm von Bischof Weygand zu Bamberg auf Wiederlösung verschriebene und verkaufte Teile des Zehenten zu Tiefenellern auf dem Gebirg gelegen." Die vierte Urkunde ist eine Quittung des Stiftes St. Gangolf zu Bamberg "über dritthalb und sechzig Gulden, so Bischof Johann Gottfried zu Bamberg für abgekaufte 11 Vierling Waiz bezahlt hat, so man jährlich von etlichen Huben oder Feldern zu Tieffenellern schuldig gewesen. Geben am Tag Walpurgis." (1. Mai 1611)
Ursprünglich gehörte dem Kloster St. Gangolf ein Hof in Tiefenellern - der Lehens- und Güldhof des St. Gangolfer Hofbauern. Durch Teilung entstanden drei Höfe, die alle am Ortsrande des Dorfes lagen. Den Grundbesitz bildete eine schmale, jedoch zusammenhängende Fläche bis fast hinauf zur Straße Neudorf - Herzogenreuth. Das Hofbauernholz gehörte dazu. Interessant ist, dass heute noch Hausnamen gebraucht werden, die das Wörtlein "Hof" von den Namen setzen (Hof-Peter, Hof-Schorsch).

Im Jahre 1795 schrieb der fürstbischöfliche Feldmesser und Notar Franz Jakob Klietsch in der "Generalmappe über das fürstbischöfliche Dorf Tiefenellern und dessen Fluren: Die Naturseltenheiten bestehen aus der ganzen Lage der Bergen, Felsen, allerlei Gattungen Holzes, und besonders aus gesunden und guten Wassers, welches die Einwohner des Ortes aus zween Springbrunnen nebst der frischen und gesunden Luft genießen, und dabei manche 80jährige, viele andere alte nebst jüngeren Menschen von gesunder Leibsgestalt, Farbe und Munterkeit zählen."

Ein Autor schrieb unter dem Titel "Fränkische Ortsbilder" am 19.12.1831 folgendes über Tiefenellern: "Tiefenellern ist dem Pflegeamt Scheßlitz unterworfen und nach Lohndorf gepfarrt." (Lohndorf ist seit 1502 bzw. 1660 selbstständige Pfarrei.) "An dem Dorfzehnt haben Anteil das Kastenamt Scheßlitz und die Pfarrei Lohndorf. Der Ort hat ein Gemeindehaus, vier Wirtshäuser, 33 andere Häuser, 30 Städel, 19 öde Hofstätte, eine oberschlechtige Mühle mit Haus, Stadel und einem Mahlgang, welcher von den Bergquellen getrieben wird, und eine andere oberschlechtige Mühle mit Haus, Stadel und einem Mahlgang, welcher von den Ellerer Quellen oberhalb des Dorfes getrieben wird." Seit dieser Zeit hat sich der Ort bedeutend vergrößert und macht heute auf den Wanderer einen freundlichen Eindruck.

Postkarte von Tiefenellern aus dem 19 Jahrhundert

Postkarte von Tiefenellern aus der Nachkriegszeit


Tiefenellerner Bergrennen

Zwischen 1965 und 1976 fand am Tiefenellerer Berg das Eller-Bergrennen statt. Der damalige Sport- und Rennleiter des 1. Allgemeinen Bamberger Automobil Clubs e.V., Hans Papst, startete am 24./25.Juli 1965 das 1. ADAC-Eller-Bergrennen auf der von Fachleuten als "ideal" bezeichneten Bergstrecke. Einige Teilnehmer sind später zur Weltklasse aufgestiegen bzw. haben heute noch in der Rennsportszene einen Namen.
Nähere Infos zu den einzelnen Veranstaltungen und Platzierungen finden sich im Kulturarchiv.